#2 Nachhaltigkeit im Dialog: Der Stephansdom als Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft
Shownotes
In der neuesten Podcastfolge von „Wir leben Nachhaltigkeit“ ist Toni Faber, Dompfarrer des Wiener Stephansdoms, zu Gast bei Johanna Heidenreich. Gemeinsam sprechen sie über die Bedeutung von Nachhaltigkeit für eines der bekanntesten Wahrzeichen Österreichs im Herzen Wiens. Der Stephansdom wird als Symbol für die Verbindung von Tradition und Fortschritt dargestellt, wobei Nachhaltigkeit sowohl im baulichen Erhalt als auch in sozialen und ökologischen Projekten eine zentrale Rolle spielt.
Toni Faber erläutert konkrete Maßnahmen wie die Umstellung auf LED-Beleuchtung, den Einsatz von Fernwärme und die Integration von Sonnenkollektoren. Dabei schildert er Herausforderungen bei der Umsetzung nachhaltiger Projekte, wie den Widerstand gegen rußfreie Kerzen, und betont die Verantwortung der Kirche als Global Player für Klimaverantwortung und soziale Gerechtigkeit.
Toni Faber ist Dompfarrer des Wiener Stephansdoms und eine der bekanntesten Persönlichkeiten der katholischen Kirche in Österreich. Mit seiner offenen und modernen Herangehensweise verbindet er Tradition mit aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit.
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00:00:00: JOHANNA HEIDENREICH Heute bei mir zu Gast ist Toni Faber, Dompfarrer des Wiener Stephansdoms. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein gemeinsames Gespräch nehmen.
00:00:08: TONI FABER Sehr gerne, bin ich bei Ihnen.
00:00:09: JOHANNA HEIDENREICH Sie haben einmal in einem Interview gesagt, wenn Sie den Turmfalken durchs offene Fenster hören, dann wissen Sie, dass es ein guter Tag wird. Ist heute ein guter Tag?
00:00:20: TONI FABER Es war definitiv zu kühl heute in der Früh, dass ich ein offenes Fenster gehabt hätte. Und wie ich es dann später geöffnet habe, hat er heute zwar nicht geschrien, aber die strahlende Sonne bei klirrender Kälte, der herrliche Anblick des restaurierten Stephansdoms, es hat mich sehr bestärkt, dass heute ein guter Tag wird und mit diesem Interview kann es nur noch besser werden.
00:00:41: JOHANNA HEIDENREICH Herzlich willkommen zu "Wir leben Nachhaltigkeit", dem BDO -Podcast. Wir haben inspirierende Erfolgsgeschichten zum Thema Nachhaltigkeit für Sie vorbereitet. Mein Name ist Johanna Heidenreich und ich darf Sie durch diese Podcastreihe begleiten.
00:00:58: JOHANNA HEIDENREICH Herr Dompfarrer! Die Legende von der Eberhardslinde erzählt, dass bei der Erweiterung des Stephanskirchleins im 12. Jahrhundert ein Baum eine wesentliche Rolle gespielt habe. Denn der damalige Pfarrer Eberhard wollte nicht, dass ein Lindenbaum gefällt wird und daher wurden kurzerhand die Baupläne geändert und die Linde durfte stehen bleiben und der Pfarrer Eberhard konnte sie sogar aus seinem Fenster aus sehen. Gibt es neben dieser schönen Legende auch weitere Beispiele aus der Jetztzeit für die Nachhaltigkeit im Stephansdom?
00:01:29: TONI FABER Natürlich, an dieser Stelle, wo damals die Linde gestanden hat für einen der bekanntesten ersten Pfarrer von St. Stephan, Eberhard. der diesen Lindenbaum Blühen gesehen hat, bevor er sein irdisches Leben beendet hat. An dieser Stelle steht ein anderer Baum, der für die Gottesanbeterin dort eine ganz besondere Stelle hat. Da ist Natur direkt vor meinem Fenster von der Pfarrkanzlei zu sehen. Menschen schätzen diesen Baum, wir schützen diesen Baum auch und wir achten sehr darauf, dass diese Einheit von Natur, Schöpfung und hervorragendem Kunstwerk mit in der Stadt gewahrt bleibt und haben verschiedene Erfahrungen gemacht. Selbst dort, wo die Luft besser wird, die Luftqualität und Moose und Flechten sich an der Nordseite des Domdaches festmachen, haben wir nicht einfach das weggeputzt und ausradiert und ausgerissen, sondern mit der BOKU, mit der Bodenkulturuniversität hier etwas an Forschungsprojekten gestartet, um zu entdecken, was ist möglich in Einheit zwischen Natur und hervorragendem Kunstwerk.
00:02:35: JOHANNA HEIDENREICH Und Sie haben ja auch im Stephansdom einiges weitergebracht im Bereich der Nachhaltigkeit, seien es jetzt die LED -Lampen oder die Heizung. Haben Sie vielleicht hier noch ein Beispiel?
00:02:47: TONI FABER Wir heizen mit Fernwärme seit vielen Jahren. Wir haben die Stromtechnik umgestellt auf LED-Beleuchtung, dank der Unterstützung auch der Wirtschaftskammer von Wien und dem Präsidenten und den Spartenobleuten. Ganz toll, dass hier auch bei den Kerzen ein Versuch gestartet worden ist, dass wir mit den Kilianskerzen hervorragende Ruß - und Schadstoffarme und fast -freie Kerzen anbieten, wiewohl die weniger wertig aussehen und vom Verkaufsergebnis meinen Betriebsleiter nicht glücklich machen. Jetzt haben wir zwei Drittel. der Kerzen, die wir anbieten, in den alten Teelichtern, wo die Aluminiumreste zwar übrig bleiben, die von uns gesammelt werden, wirklich verwertet werden, aber die Menschen wollen die ruß - und rückstandsfreien Kerzen nicht so gerne annehmen. Sie sind eine Spur teurer, wir verdienen davon weniger. Also da ist offene Diskussion und da bemühe ich mich seit Jahren, das vollständig auf diese neuen Lichter umzustellen. Bin aber noch nicht ganz an den Erfolg herangekommen.
00:03:49: JOHANNA HEIDENREICH Gab es bei der Umsetzung von bestimmten Projekten Herausforderungen oder Misserfolge, beziehungsweise möchten Sie auch gern ein Projekt umsetzen im Bereich der Nachhaltigkeit, das leider nicht realisierbar ist?
00:04:01: TONI FABER Wir haben natürlich überlegt, wie können wir auch Sonnenkollektoren für den Dom nützen. Das Domdach ist eine riesengroße Fläche. Das Bundesdenkmalamt und sehr viele kunstsachverständige Menschen haben natürlich damit keine Freude, das gesamte zig, hundertfach Quadratmeter große Domdach abzudecken von der mittelalterlichen Musterung. Das ist auch nicht wirklich mein Wille. Daher haben wir knapp ein Viertel des Strombedarfs des Stephansdoms mit Sonnenkollektoren auf den Dächern des erzbischöflichen Palais gedeckt. Das ist noch nicht alles, da könnte noch was weitergehen. Aber ich denke nicht daran, dass wir das gesamte Domdach auf der schönen Schokoladeseite nach Süden so nützen werden. Das wird nicht das einzig Richtige sein. Aber mit dem Strom, mit der LED-Technik, mit der Heizung, mit vielen anderen, wo wir die Steinbearbeitung so machen wie vor 800 Jahren. Durch die Jahrhunderte hindurch haben wir nie Chemikalien verwendet, die nachhaltig den Stein beschädigen könnten. Das haben andere Dombauhütten in Europa durchaus versucht und mussten sich eingestehen, dass wir mit dieser konservativen Art der Steinbehandlung besser gefahren sind à la longue als viele andere, die Neues versucht und entdeckt haben.
00:05:22: JOHANNA HEIDENREICH Jetzt könnte man natürlich sagen, das Gebäude sei an sich nachhaltig, da es ja schon so lange besteht und für die Generationen erhalten bleibt. Ich kann mich erinnern, als ich ein Kind war, war der Stephansdom wie ein schwarzer Klotz. Heute erstrahlt er ja in neuem Glanz. Aber ist es nicht auch irgendwie so eine neverending Story, von wegen, wenn ich hinten fertig bin mit der Sanierung, dann muss ich vorne wieder beginnen. Kann die Instandhaltung des Gebäudes aufgrund der ständigen Renovierungsarbeiten und dem Ressourcenverbrauch wirklich nachhaltig sein?
00:05:52: TONI FABER Das ist es durch Jahrhunderte. Ich habe es auch selbst erlebt, wie ich begonnen habe, am Stephansdom zu arbeiten. Vor 37 Jahren war es so, dass ich so wie Sie viele, viele schwarze Teile entdeckt habe und habe erleben dürfen und mitverfolgen, mitbeauftragen können, dass wir immer ungefähr so zwei fußballfeldgroße Abschnitte restaurieren in der Art und Weise der Technik, wie es in den letzten Jahrhunderten war. Und wenn wir rundherum fertig sind, müssen wir nach 25, 30, 35 Jahren wieder dort beginnen, wo wir damals erfolgreich aufgehört haben, wenn nicht Wassereinschlüsse, Witterungsbeeinträchtigung dazu führen, es noch einmal besser zu versuchen. Also wir haben früher einen Abschnitt gehabt, dass wir alle 10, 15 Jahre alle Abschnitte genau überall untersuchen. Jetzt müssen wir zugeben, dass wir alle 3, 5 Jahre genau anschauen müssen, ist da etwas an Wasser eingedrungen, ist Gefahr einer Absprengung da, einer Abblattung der Steine, weil einmal schon etwas passiert ist, was ziemlich erschrocken gemacht hat, dass da ein Teil runtergefallen ist. Gott sei Dank kam niemand zu Schaden, aber da muss man ständig alle Teile des Stephansdomes, des Turmes, der Filialtürmchen übersteigen und schauen, dass Sicherheit gewährt bleibt.
00:07:12: JOHANNA HEIDENREICH Der Dom ist aber mehr als die Summe seiner Steine und geht über das sichtbare Mauerwerk hinaus. Seelsorge, interkultureller und interreligiöser Dialog. Bewusstseinsbildung für Kinder und Jugendliche, das sind nur einige von den Beispielen des Angebots, das im Stephansdom angeboten wird. Welche Projekte gibt es noch und liegt Ihnen davon vielleicht eines besonders am Herzen?
00:07:34: TONI FABER Natürlich die ganz konkrete Seelsorge, dass wir den Kindern, welcher Religion und Konfession auch immer, mitgeben können "Das ist dein Stephansdom als Wiener Kind, als Wiener Mädchen und Bub". Und wirklich zigtausende Kinder werden Jahr für Jahr durch den Dom geführt, bei den sechs Millionen Besuchern insgesamt pro Jahr. Und die Sozialarbeit, die seelsorgliche Arbeit, ich taufe 100 Kinder, ich habe 80 Erstkommunionskinder, ich habe 85 Firmlinge jedes Jahr, wir haben 50 Hochzeiten im Dom, oder in Nebenkapellen oder in anderen Kirchen. Wir haben Begräbnismessen. Wir haben ganz normale Seelsorge, auch am Dom und Sozialarbeit. Wir haben meine eigene Sozialarbeiterin angestellt. Und der interreligiöse Dialog ist mir auch ganz, ganz wichtig. Mit unseren jüdischen älteren Brüdern und Schwestern, wie ich mit Danielle Spera vor einiger Zeit, vor eineinhalb Jahren, ein Buch präsentieren konnte für diese gemeinsamen Wurzeln im Dialog mit unseren muslimischen Brüdern und Schwestern. Ganz, ganz wichtig, dass wir hier viele Menschen auch willkommen heißen dürfen anlässlich der Impfstraße im Stephansdom, war ich selbst sehr beeindruckt, wie viel verschleierte muslimische Frauen mit ihrem Mann, mit ihrem Bruder, mit ihrer Familie im Dom sich angestellt haben, weil sie gesagt haben, ich habe sie gefragt, im Haus Gottes von euch, der ja auch unser Gott ist, fühle ich mich sicherer und aufgehobener. Also solche Initiativen mit modernen Künstlerinnen und Künstlern zu starten. Mit Hilfen, die gesellschaftlich notwendig sind, bauen wir eine Brücke, wo wir nicht nur explizit katholisch versierte, praktizierende einladen, sondern alle Gruppen der Gesellschaft willkommen heißen dürfen im Dom.
00:09:14: JOHANNA HEIDENREICH Im und am Stephansdom findet der aufmerksame Besucher ja sehr viele Tierskulpturen aus Stein. Die haben nicht nur funktionalen Charakter, also zum Beispiel als Wasserspeier, sondern auch symbolischen Charakter. Sie haben heute eine Figur mitgebracht. Was stellt diese Skulptur dar und welche Symbolik steht hier dahinter?
00:09:34: TONI FABER Wir haben unzählige Tierformen am Stephansdom, im Stephansdom dargestellt, die diese abwehrende Haltung im Kampf des Guten gegen das Böse darstellen. Der Tod umgreift uns alle einmal, mitten im Leben sind wir auch vom Tod gefährdet, mitten im Tod sind wir aber auch vom Leben umgeben. Und diesem Kampf von Gut und Böse sind diese Tierfiguren oft ein Zerrbild dessen, was uns bedrohen kann. Es sind oft nicht definitiv einordenbare Tierfiguren, es sind so Mischwesen, die alle uns nicht nur ein gutes Gefühl hervorholen, sondern was in unser Herz hineinkriechen kann, was unser Leben bedroht, wo wir Angst und Furcht davor haben. Und in all dem ist unser Glaube an den allmächtigen und beimherzigen Gott und unsere Bereitschaft, gute Werke zu setzen, der Barmherzigkeit, ein sicheres Gefährt an unser eigenes Ziel zu kommen, in Frieden bei Gott ganz aufgehoben zu sein.
00:10:33: JOHANNA HEIDENREICH Also spielen Tiere schon seit jeher eine bedeutende Rolle in der Kirche. Jetzt gibt es aber nicht nur Steinskulpturen, sondern der Dom beheimatet ja auch lebendige Tiere. Wer sind denn ihre tierischen Nachbarn?
00:10:45: TONI FABER Die Turmfalken, freue ich mich schon, wenn ich sie wieder hören kann. So ab März werden sie Kunde geben mit ihren Rufen und den liebe ich ganz besonders, wenn ich das in der Früh höre, dann wird es wirklich ein echt guter Tag. Aber jetzt ist noch etwas zu früh dafür. Es ist die Tauben, die uns natürlich einerseits eine ganz große Plage ausmachen, aber andererseits natürlich auch Zeichen des Heiligen Geistes im Herabschweben sind. Ihr Kot ist natürlich eine ganz große Beeinträchtigung für die Steinskulturen und die falsche Fütterung ist vor allem das Problem, nicht die Tauben an sich, dass sie sich von touristischen, gastronomischen Abfällen ernähren. Wenn die wirklich ihr arteigenes Futter bekommen würden, würde es mit Kot auch ganz anders sein. Aber der Stephansdom Kugelturmspringer ist natürlich ein ganz besonders autochones Tierwesen, das bei uns im Dom im Kies einen halben Millimeter groß. Man muss gestehen, ohne Mikroskop sieht man es nicht wirklich ganz und ich habe nicht mitgegraben in den Katakomben. 27 andere Arten von Tieren, wirbellosen Tieren sind dort auch zu finden.
00:11:52: JOHANNA HEIDENREICH Dann gibt es ja auch noch die berühmten Stephansdombienen.
00:11:55: TONI FABER Genau, die Bienen sind ein tolles Projekt, die wir auf der Altane, auf dem Bläserchor zwischen den beiden westlichen Heidentürmen in die Jasomirgottstraße am Stephansplatz in ungefähr 35 Meter Höhe haben. Dort sind Bienenstöcke von den Stadtimkern, die werden da betreut und da stellen wir zwar nicht eine riesige Anzahl von Honiggläsern dar, die wir dann auch zum Verkauf bringen und einen kleinen Beitrag für die Renovierung des Stephansdomes aufbringen. Aber 200, 250 Gläschen, Gläser sind es schon, die wir da verkaufen. Von der letzten Saison habe ich nur mal ein Prototyp, aber ich freue mich auf diese Saison, dass wir wieder circa 250 dann verkaufen können.
00:12:40: JOHANNA HEIDENREICH "Macht euch die Erde untertan", das ist nur eines von vielen berühmten Bibelversen und diese Formulierung aus der Genesis ist nehme ich an keine Aufforderung zur uneingeschränkten Ausbeutung. Wie ist dieser Vers aus ihrer Sicht zu verstehen?
00:12:54: TONI FABER Nachhaltigkeit und Schöpfungsverantwortung sind seit vielen Jahrzehnten auch in der kirchlichen Lehre ein ganz gewichtiges Argument gegen das Missverständnis von einer Ausnützung der Erde. Dieser Bibelvers, "Macht euch die Erde untertan", wurde wirklich missbraucht zu einer Art und Weise des Vandalismus auf dieser Erde. Wir sehen dort und da die Schäden. Überall auf der Welt haben sich kapitalistisch anmutende Formen gebildet, die strikt abzulehnen sind. Wir sind für eine freie Marktwirtschaft, aber für ganz besonderer Betonung, dass wir gegenüber der Schöpfung eine Verantwortung haben, die nicht mit Plünderung zu missverstehen sein kann, sondern eine Verantwortung, die nachhaltig auch für die nächsten Generationen etwas bewahrt und Papst Franziskus hat in seiner Schöpfungsenzyklika "Laudato Si" hier wirklich Pflöcke eingeschlagen, die auf der Grundlage der naturwissenschaftlichen Forschung und der Klimaverantwortung hier etwas in die Gesellschaft eingebracht hat, das auch beachtet worden ist und geachtet und gewürdigt worden ist. Ich glaube, in diese Richtung müssen wir weitergehen. Das vereint uns als römisch-katholische Kirche gemeinsam mit der Ostkirche, mit Patriarch Bartholomäus, der in Konstantinopel. Istanbul seinen Fanar hat und hier diese Bedeutung so betont hat, dass sehr konservative Katholiken und Orthodoxe gesagt haben, das ist ein Wahnsinn, die reden gar nicht mehr über Gott, wenn sie nur über die Schöpfung reden und die beiden Kirchenführer so klar unterschrieben haben, dass natürlich nie Gottesliebe ohne Nächstenliebe zu buchstabieren ist, aber auch Gottesliebe ohne Schöpfungsverantwortung auch sehr leer im Raum haften bleibt.
00:14:36: JOHANNA HEIDENREICH Die katholische Kirche ist gewissermaßen der älteste Global Player in der Geschichte. Welche Verantwortung im Bereich der Nachhaltigkeit geht mit dieser Rolle und der weltweiten Tätigkeit der Kirche einher?
00:14:46: TONI FABER Ich denke mir, dass es sehr schwierig ist für Papst Franziskus, der jetzt im hohen Alter gesundheitlich zwar angegriffen ist, aber Tag für Tag bewiesen hat, dass wir diese Gesamtverantwortung wahrnehmen, nicht alleine als katholische Kirche, sondern immer im Dialog mit anderen großen Weltreligionen, mit anderen Konfessionen, mit allen gesellschaftlichen Kräften. Und da ist der Papst, wirklich ein Global Player, der weltweit auch gehört wird und hier in Brasilien, in Südamerika, in Afrika, in Asien immer wieder betont, dass es Gerechtigkeit und Frieden nur auf dem Boden einer Schöpfungsverantwortung geben kann. Und diese Einheit, dass das alles zusammengehört, für uns eine Relevanz hat und auch für die Welt eine Relevanz hat. Wir sind doch mehr als 1,4 Milliarden Katholiken. Wir sind als Christen 2,2 Milliarden auf der Welt. Das ist ein Global Player, der im Dialog mit dem Islam, im Dialog mit anderen Weltreligionen, im Dialog mit politischen Machtträgern in dieser Welt immer wieder ins Spiel gebracht wird und hoffentlich mehr bewegen kann als in der Vergangenheit. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass hier die Päpste, allen voran jetzt in den letzten zehn Jahren Papst Franziskus, eine klar vernehmbare Stimme darstellt.
00:16:07: JOHANNA HEIDENREICH Es ist schon eine Zeit her, aber im Jahr 2008 haben fünf Minuten vor zwölf die Warnglocken des Wiener Stephansdoms geläutet, um auf Armut und Klimagerechtigkeit hinzuweisen. Angeblich stehen diese fünf Glocken, die damals geläutet haben, in direktem Zusammenhang mit Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Schutz der Natur. Was war der konkrete Anlass für diese fast aktivistische Aktion und planen Sie demnächst wieder etwas in diese Richtung?
00:16:32: TONI FABER Seit 2017 hat aus diesem Grund gegen Hunger und für Klimagerechtigkeit die Caritas die Initiative ergriffen und wir tragen sie natürlich auch in St. Stephan mit, dass alle Kirchenglocken am letzten Freitag im Juli zur Todesstunde Jesu um 15 Uhr alle ihre Glocken erschallen lassen und hier ein deutlich vernehmbares Zeichen setzen gegen Hunger und für Klimagerechtigkeit. Das ist ein Zeichen, das uns wachrütteln kann. Viele von uns sind in dieser Zeit vielleicht auf Urlaub, aber es ist medial gut kolportiert. Wir haben damals 2008 begonnen, aber seit 2017 ist es regelmäßig. Ich freue mich sehr, dass wir unsere Kirchenglocken nicht nur zum Gottesdienst erklingen lassen, sondern in entscheidenden Stunden unseres Planeten in den Dienst stellen gegen Hunger, für Klimagerechtigkeit, für eine Zukunft auf diesem Planet Erde, den wir nur als Gast bewohnen dürfen, wo wir eine ganz große Verantwortung haben und die auch ausleben können.
00:17:33: JOHANNA HEIDENREICH Sehr geehrter Herr Dompfarrer, es war ein äußerst anregendes Gespräch über die Bedeutung von Nachhaltigkeit für den Wiener Stephansdom als Gebäude, aber auch als Symbol für die katholische Kirche. Herzlichen Dank für Ihre Einblicke und dafür, dass Sie heute bei mir zu Gast waren.
00:17:46: TONI FABER Sehr gerne. Gottes Segen für alles Bemühen um Schöpfungsgerechtigkeit, um Nachhaltigkeit.
00:17:52: JOHANNA HEIDENREICH Herzlichen Dank.
00:17:56: JOHANNA HEIDENREICH Vielen Dank fürs Zuhören. Schön, dass Sie dabei waren. Folgen Sie BDO Austria auf LinkedIn und vernetzen Sie sich mit mir, um keine Podcastfolge zu verpassen. Möchten auch Sie einmal mein Gast werden oder haben Sie ein Wunschthema für eine neue Folge? Dann schreiben Sie mir doch gerne eine Nachricht. Bis zum nächsten Mal. Wir freuen uns auf Sie.
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