#3 Design, das bleibt – Nachhaltigkeit verbindet Generationen

Shownotes

In dieser Folge von „Wir leben Nachhaltigkeit“ treffen zwei Nachhaltigkeitsströme aufeinander: Percy Thonet, Vertriebsleiter des traditionsreichen Möbelherstellers Thonet, und Anna Prinzhorn, Gründerin des jungen Unternehmens One For Hundred. Gemeinsam mit Moderatorin Johanna Heidenreich diskutieren sie, wie nachhaltiges Design, ressourcenschonende Produktion und die Liebe zum Handwerk Möbel hervorbringen, die Generationen überdauern. Während Thonet auf über 200 Jahre Erfahrung und ikonische Klassiker wie den Kaffeehausstuhl Nr. 14 zurückblickt, setzt One For Hundred auf innovative Ansätze wie das Pflanzen von 100 Bäumen pro verkauftem Möbelstück und das Eingehen auf individuelle Kund:innenwünsche. Ein inspirierender Austausch über Verantwortung, Innovation und die Zukunft nachhaltiger Möbel. Percy Thonet ist Vertriebsleiter der Thonet GmbH Österreich und Nachfahre einer der bekanntesten Möbelmacherfamilien Europas. Das Unternehmen steht für Tradition, Qualität und nachhaltige Produktionsprozesse. Als Gründerin und Geschäftsführerin von One For Hundred ist Anna Prinzhorn eine Designerin, die Möbel und Wälder für kommende Generationen schaffen möchte. Sie setzt auf Individualisierung, regionale Produktion und innovative Nachhaltigkeitskonzepte.

Transkript anzeigen

00:00:00: JOHANNA HEIDENREICH Was ist euer Lieblingsbaum?

00:00:02: PERCY THONET Die Eiche.

00:00:03: JOHANNA HEIDENREICH Warum gerade die Eiche?

00:00:04: PERCY THONET Ach die Eiche? Ich weiß auch nicht, irgendwie ist mir halt so eingefallen gerade. Es gibt ja die deutsche Eiche, nicht könnte man sagen, aber irgendwie guter Baum.

00:00:14: JOHANNA HEIDENREICH Anna, was ist dein Lieblingsbaum?

00:00:34: JOHANNA HEIDENREICH Bei mir ist es vielleicht auch relativ klar. Wir sind zu Hause in einem Eichenmischwald, also auch die Eiche. Wir haben bei uns im Wald Eichen stehen, die älter als 250 Jahre sind, also schon sehr viel gesehen haben. Daran denke ich manchmal.

00:00:35: ANNA PRINZHORN Ja einfach ein schöner Baum.

00:00:37: JOHANNA HEIDENREICH Herzlich willkommen zu "Wir leben Nachhaltigkeit", dem BDO -Podcast. Wir haben inspirierende Erfolgsgeschichten zum Thema Nachhaltigkeit für Sie vorbereitet. Mein Name ist Johanna Heidenreich und ich darf Sie durch diese Podcast -Reihe begleiten. Ich darf heute gleich zwei Gäste bei mir begrüßen: Percy Thonet, Vertriebsleiter der Tonnet GmbH in Österreich und Anna Prinzhorn, Geschäftsführerin von One For Hundred. Vertreter zweier Unternehmen, das eine mit einer langen und traditionsreichen Geschichte, das andere jung und aufstrebend. Was die beiden miteinander verbindet? Die Liebe zu qualitativ hochwertigen Möbeln, ansprechendem Design und das Verständnis für nachhaltiges Ressourcenmanagement. Liebe Anna, lieber Percy, schön, dass ihr da seid.

00:01:24: ANNA PRINZHORN Vielen Dank für die Einladung. Vielen Dank für die Einladung.

00:01:26: JOHANNA HEIDENREICH Liebe Anna, du bist Geschäftsführerin der Firma One For Hundred. Dein Unternehmen ist relativ jung im Vergleich zu Thonet, aber auch ihr designt und vertreibt Möbelstücke mit besonderem Mehrwert. Der Firmenname hört sich beinahe an wie das Motto von den Musketieren. Ist aber bei euch Programm, kannst du uns erzählen, was es mit diesem besonderen Namen One For Hundred auf sich hat?

00:01:48: ANNA PRINZHORN Der Name entstand durch eine ursprüngliche Idee von mir als Designerin einen Schritt, sozusagen einen großen Schritt zu machen und zwar für jedes verkaufte Stück meiner Kollektion einen Baum zu pflanzen. Woraufhin mein Mann meinte, dem ja auch der Wald gehört, also nur irgendwie abschätzig geseufzt hat und gesagt, was heißt ein Baum? 100, das ist ein Statement. Es war irgendwie eine ganz witzige Konversation. Er hat es mir aber irgendwie vorgerechnet und tatsächlich ist es so, dass es machbar war und ist als Konzept. Und daher, der Name ist Programm One for Hundred, also das stimmt. Es ist auch nicht zufällig so ein starkes Statement als Unternehmensname, weil wir uns auch oder ich mich auch sozusagen als eine Art Bewegung sehe, nicht nur als eine Firma, die etwas produziert, sondern tatsächlich auch eine Art Aufruf, etwas anders zu machen und im Designbereich, im Möbelbereich einen sozusagen mutigen Schritt zu setzen und hoffentlich auch andere Unternehmen da ein bisschen mitzureißen und zu inspirieren.

00:03:06: JOHANNA HEIDENREICH Ihr pflanzt eure Bäume ja in einem Wald, du hast es schon angesprochen. Er ist in Familienbesitz und zwar in siebter Generation schon. Wie viele Bäume habt ihr in letzter Zeit gepflanzt und in welcher Art und Weise findet diese Bepflanzung statt?

00:03:22: ANNA PRINZHORN Soweit ich mich entsinne, haben wir in letzter Zeit 800 Bäume gepflanzt. Dieser Herbst war ein bisschen anders wegen der Überschwemmungen. Wir wussten auch nicht, wie viele von den Jungpflanzen da überleben werden

00:03:41: ANNA PRINZHORN und haben deswegen jetzt erst mal ausgesetzt und machen im Frühjahr jetzt weiter, vor allem mit Ausbesserungen, wo ich dann auch zum Teil wirklich durch den Wald gehen werde und dann eben händisch dort nachpflanze,

00:03:52: ANNA PRINZHORN wo Jungpflanzen gestorben sind. Wir pflanzen aber auch mit Setzmaschine. Oder es wird tatsächlich vorher sozusagen der Schlag vorbereitet und dann wird eben händisch gepflanzt in die vorbereiteten sozusagen Löcher. Und wir pflanzen naturnahen Mischwald. Das heißt, wir pflanzen nicht eben nur Eiche, nur Nuss oder wirklich alles querbeet durcheinander. Und achten auch dabei sozusagen auf Naturverjüngung, dass wir sozusagen genug Platz lassen zwischen den Baumreihen, um Naturverjüngung zuzulassen. Was ist Naturverjüngung?

00:04:44: ANNA PRINZHORN Naturverjüngung ist im Prinzip eine Methode in der Forstwirtschaft, dass man den natürlichen Spezies, den Bäumen, die natürlich sozusagen kommen, genug Platz lässt zu wachsen und ihnen die optimalen Bedingungen gibt. Und das funktioniert eben am besten, wenn man sozusagen in den Reihen beim Pflanzen genug Platz lässt und dann kommt eben dazwischen auch alles Mögliche, was natürlicherweise auch dort seit tausenden von Jahren wächst.

00:05:23: ANNA PRINZHORN Du hast es schon angesprochen, du designst die Möbelstücke. Wo werden sie hergestellt und wie schafft ihr es, dass ihr den Transport und die Verpackung möglichst umweltschonend gestaltet?

00:05:27: ANNA PRINZHORN Die Möbel werden circa anderthalb bis zwei Autostunden nördlich von unserem Forst hergestellt. Ich hatte von Anfang an eigentlich vor, natürlich alles so nah wie möglich um uns herum. Also Produktion und ja, also speziell die Produktion, das war aber eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, weil wir einfach nicht die richtigen Produktionspartner, sprich Tischler gefunden haben in unserer Gegend. Das hatte zum einen mit der, also ganz einfach Fertigung zu tun. Es gibt noch sehr wenige, also in unserer Gegend ganz wenige Tischler, die mit Massivholz gut umgehen können, die eine Trockenkammer haben bei sich. Deshalb habe ich dann eigentlich über Bekannte mit großem Glück eine Tischlerin in meinem Alter gefunden. Das war wirklich Zufall, die die Tischlerei in dritter Generation führt und zusammen mit ihrem Mann. Und das ist ein Betrieb von, ich glaube, sie sind zu 15 und sind unglaublich gute Massivholztischler. Und das ist eine wirklich schöne Zusammenarbeit mit ihnen. Die Verpackung war für mich ein großes Thema und eins, wo ich auch schmerzlich dazugelernt habe. Ich wollte von Anfang an die Verpackung natürlich, also so ressourcenschonend und nachhaltig wie möglich gestalten.

00:06:53: ANNA PRINZHORN Das heißt für mich oder hieß für mich, also zum einen ist es so, dass die Möbel von den Tischlern ausgeliefert werden in Österreich und in Deutschland, bis Berlin, München in der Gegend, also sozusagen das äußere Ende von Deutschland, Süddeutschland fahren sie auch. Und da wird natürlich sehr wenig Verpackung verbraucht, da reichen einfach Decken und Gurte und das wird alles wiederverwendet. Jetzt war es aber auch so, dass die Möbel sind ja alle sozusagen auch flach verpackbar und verschiffbar und wurden auch schon zum Teil nach Hongkong oder nach New York geschickt.

00:07:36: ANNA PRINZHORN Also da habe ich sozusagen sehr schmerzlich dazugelernt, dass tatsächlich manchmal mehr auch mehr ist oder sicherer ist. Am liebsten ist mir natürlich sozusagen, wenn meine Tischler meine Stücke mit Decken ausliefern und dann die Decken wieder mitnehmen. Es gibt überhaupt keinen Verpackungsmüll. Und sogar auch Kantenschutz und so weiter wird mehrere Male wiederverwendet.

00:07:57: JOHANNA HEIDENREICH Deine Designs werden je nach Kundenwunsch ja individualisiert. Also der Kunde kann sich selber aussuchen, welche Größe, welche Farbe, welche Holzart. er gerne hätte, ist das ein Garant dafür, dass das Möbelstück so zu einem lebenslangen Begleiter und somit nachhaltig wird?

00:08:14: ANNA PRINZHORN Ich hoffe es. Also ich hoffe, dass es ein Garant ist. Ich tue das sozusagen aus dem Grund, weil ich einfach merke, dass es bei den Menschen immer weiter ein immer größeres Bedürfnis gibt nach Individualisierung und Personalisierung. Gerade im Designbereich. Ich finde, dass der Designer sich eigentlich in der Gestaltung so weit wie möglich zurücknehmen sollte und so weit wie möglich auf die Bedürfnisse des Kunden oder Benutzers eingehen sollte, in egal welchem Bereich, ob das jetzt im Möbelbereich ist, im digitalen Bereich. Und da denke ich eben schon, dass natürlich meine Kunden zu ihrem Stück, dass sie sich sozusagen in ihrer Traumholzart, in ihrer Traumfarbe, Finish, Länge ausgesucht haben, ein besonderes Verhältnis entwickeln und die Liebe vielleicht ein bisschen größer ist zu dem Stück und sie es dann auch gerne weitergeben an die nächste Generation, die übernächste Generation. Insofern, ja, ich denke einfach, dass das doch ein Faktor ist, damit die Stücke sich möglichst gut und lange, lange, lange für Generationen einfügen.

00:09:40: ANNA PRINZHORN Da passt das. Zitat von Alberto Alessi ganz gut, dem berühmten Designer, der gesagt hat, "Gutes Design ist für die Ewigkeit." Wie wichtig ist dir der Gedanke, dass deine Entwürfe Generationen überdauern?

00:09:45: ANNA PRINZHORN Der Gedanke ist meine, ichwürde fast sagen, Haupttriebfeder. Aus dem Grund, weil wir als Produkt, als Industriedesigner schon von Anbeginn unseres Studiums mit der Frage befasst sind: Braucht die Welt wirklich noch ein neues Ding? Brauchen wir noch einen Stuhl? Brauchen wir noch einen Tisch? Brauchen wir noch eine Lampe? Wirklich? Und die kritische Auseinandersetzung führt einen dann, also meiner Meinung nach, irgendwann zu dieser Philosophie, dass man sagt, wenn ich etwas mache, dann muss es so gut sein, dass es tatsächlich so lange wie möglich lebt. und weitergegeben wird, reparierbar ist, erweiterbar ist und sozusagen so schonend wie möglich mit der Ressource umgegangen wird, die dazu eingesetzt wird zur Produktion. Also nochmal als Designer muss man sozusagen, was auch immer man macht, was auch immer man entwirft, als einen ganzheitlichen Prozess sehen. Und daher finde ich es unumgänglich. Den Satz von Alessi finde ich ganz wichtig, den sollte man sich eigentlich einrahmen.

00:10:55: JOHANNA HEIDENREICH Percy, die Firma Thonet wurde bereits 1819 gegründet, besteht also schon seit mehr als zwei Jahrhunderten. Eure Möbel sind weltweit bekannt und überall da zu finden, wo sich Menschen treffen, also in Kaffeehäusern, in Konzertsälen, in Warteräumen. Also das sind jetzt nur ein paar Beispiele. Das traditionsreiche Familienunternehmen steht seit jeher für Qualität und Langlebigkeit, Design und nachhaltige Materialien. Thonet heftet sich auf die Fahnen seit der Gründung, also seit über 200 Jahren, nachhaltig zu handeln. Was ist damit gemeint?

00:11:30: PERCY THONET Der Startpunkt der Geschichte in 1819 war noch die Zeit, als Michael Thonet in einer kleinen Werkstatt angefangen hat, Möbel noch quasi alles in Einzelfertigung zu, aber auch da schon eben zu biegen. Und dann quasi das Biegen war noch nicht massiv, sondern es wurde in Teilen gebogen und dann zusammen geleimt.

00:11:53: JOHANNA HEIDENREICH Also ihr habt das über Dampf gebogen, stimmt das?

00:11:56: PERCY THONET Immer über Dampf, genau. Aber im Grunde jetzt wird halt natürlich ein ganzer Stab massiv gebogen. Und früher war es so, dass du quasi wie so ein Streichholz genommen, oder halt ein bisschen dicker als ein Streichholz, so ein Vierkant. Das wurde einzeln gebogen und die wurden dann zusammen geleimt. Dann noch verschliffen und so weiter. Und dann war das halt quasi, das sah dann aus wie ein rundes Stück Holz, war aber eben aus lauter kleinen Stücken gemacht. Und dann kam Michael Thonet von Boppard, da wo seine Tischlerei war, nach Wien. Das war 1830. Und erst dann mit 1840 fing das eigentlich an, dass der Produktionsprozess auch industrieller werden konnte. Das heißt, er halt so weit experimentiert hat, dass es im Massivbiegen möglich war. Und es war zu der Zeit eben so, dass das Rohmaterial Holz teurer war oder im Verhältnis teurer war als die Lohnstunde Arbeit, was natürlich jetzt heute komplett gedreht hat. Aber deswegen war es halt so, dass du damals auch schon immer sehr geschaut hast, was du von dem Stamm nimmst, quasi am effektivsten rausfräsen, schneiden, wie auch immer kannst, ohne dass du halt besonders viel Ausstoß, also entweder Ausstoß hast oder auch natürlich halt im Grunde jetzt wie beim Schleifen zum Beispiel, dass da einfach kein Müll entsteht. Und das, ja, im Grunde hat sich eigentlich quasi dann so zu dem Mantra der Produktion entwickelt.

00:13:18: JOHANNA HEIDENREICH Also die Ressourceneffizienz war eigentlich damals schon eine Notwendigkeit.

00:13:23: PERCY THONET Genau. Und im Grunde was halt auch dann Teil des damaligen Erfolgs war, war ja auch, dass die Sachen zerlegt, verschifft wurden an die Niederlassungen. So hast du dann quasi in einen Kubikmeter haben 36 Stühle gepasst. Das heißt natürlich auch, wenn du beim verschiffen halt einfach irgendwie auch da natürlich einfach im Verhältnis zu dem, was es heute kostet, einen Container irgendwo hinzuschicken, hast du halt damals einfach wirklich auch noch kosteneffizient die Sachen verschicken können.

00:13:49: JOHANNA HEIDENREICH Thonet hat ja auch immer wieder Möbelstücke von unterschiedlichen Designern, Künstlern oder Architekten umgesetzt und so dem jeweiligen Zeitgeist angepasst. Ich nenne da jetzt nur zum Beispiel Le Corbusier, Werner Panton oder Stefan Diez. Wie schafft man als Unternehmen den Spagat zwischen Tradition und Innovation, ohne dass man dabei seine Identität aufgibt?

00:14:12: PERCY THONET Ja, perfekte Beispiele, weil das, also im Grunde bei Le Corbusier stimmt es nicht ganz. Es gab eine Niederlassung in Frankreich, die dann mit Le Corbusier gearbeitet hat. Aber im Grunde für uns, also für Thonet Deutschland, sind die wichtigeren Protagonisten Marcel Breuer, Mats Damm und Mies van der Rohe gewesen, die aber im Grunde auch quasi auch zu der Zeit von Le Corbusier waren. Also wie auch bei den ganzen danach genannten, ist es immer quasi der Treiber gewesen, die Innovation vom Material oder von der Technik her. Also da war auch immer von den Gestaltern her oder von den Designern war eben auch immer der Ansatz da, sich natürlich quasi auf die Thonet Identität einzulassen, was dann halt eben Verformung von Material ist. Und beim Stefan Diez auch, da gibt es halt echt quasi lustige, Anekdote ist es nicht, aber im Grunde, der Stuhl hält zusammen ohne eine einzige Schraube. Und zu der Zeit, das war so 2010, 2007 glaube ich, war neue Technologie, dass man Formholz dreidimensional verformen konnte. Und so ist es eben bei dem Sitz gemacht worden. Und in den Sitz ist dann reingefräst, so dass man die Beine und die Rückenlehne dann stecken kann und das dann verleimt. Also das im Grunde auch wieder dann quasi klar dann irgendwie, also vom Gestalter eben auch halt dann so an die wieder zurück zum ganzen Ursprung von Thonet, wo man sagt, einfach so wenig wie möglich. Und natürlich auch dann halt immer auf den Komfort achten und Ressourcen schonend und so weiter. Also das Ganze ist halt eben da quasi eigentlich immer eine quasi durchgezogene Linie.

00:15:50: JOHANNA HEIDENREICH Ein Grundsatz der Firma Thonnet ist ja auch die Langlebigkeit der Produkte. Also sollte ein seit Generationen in Familienbesitz vererbtes Möbel tatsächlich einmal schadhaft sein oder kaputt gehen, ist das gute Stück dann endgültig Geschichte oder kann man das noch retten?

00:16:08: PERCY THONET Kommt drauf an. Also im Grunde, wenn es zu retten ist, dann sollte man es auf jeden Fall retten. Durch das halt Nachhaltigkeit ja sowieso immer stärkere Relevanz bekommt, ist es so, dass wir einen Service im Haus haben, den wir glaube ich schon so lange haben, solange ich die Firma kenne, was halt irgendwie schon ein bisschen über 40 Jahre ist. Und zwar, dass Möbel eingeschickt werden zu uns oder ins Werk zurückkommen, aufgearbeitet werden und wieder an den Kunden zurückgehen. Und im Grunde, das machen wir halt für den Privatkunden, aber eben auch genauso für gewerbliche Kunden. Also ob das jetzt halt irgendwie Kaffeehäuser sind oder teilweise auch so, dass dann eben, dass ein Möbel schon quasi in seinem dritten Leben steckt. Also quasi, es war zum Beispiel, wurde für ein Kaffeehaus bestellt, hat dann jemand anders gekauft, für einen anderen Nutzen verwendet und dann quasi wird es wieder verkauft und dann kommen die Stühle dann teilweise eben zu uns und werden nochmal aufgearbeitet. Und man sieht es eigentlich dann auch nur, weil bei uns sind neben dem Namen, also neben dem Logo, ist immer eine zweistellige Zahl eingebrannt in den Rahmen. Und das ist die Jahreszahl und nur daran kann man erkennen, wie alt dann das Möbel ist. Und nachdem es dann aufgearbeitet wurde, kann man eigentlich keinen Unterschied mehr sehen, ob das jetzt irgendwie gerade vor ein paar Tagen produziert wurde oder eben vor 40 Jahren.

00:17:24: JOHANNA HEIDENREICH Eines eurer bekanntesten Möbelstücke ist der Wiener Kaffeehausstuhl Nummer 14 aus dem Jahr 1859. Er ist Teil der österreichischen Kaffeehauskultur und ist mittlerweile ja eigentlich ein Kultobjekt und hat Kultstatus erreicht. Was macht diesen Stuhl so besonders, dass er auch heute immer noch modern ist?

00:17:42: PERCY THONET Naja, im Grunde hat er natürlich die Präsenz, die er hat. Vor allem halt leider hatte. Also auch das ist ja quasi ein Teil des Erfolgs von Thonet, dass das Kaffeehaus an sich, also dieses quasi Kaffeemaschine, die Tische, die Einrichtungen, die Mühlen, alles ist halt quasi aus Wien in die Welt exportiert worden. Und somit ist das ja quasi, also was halt hier als Wiener Kaffeehaus quasi bezeichnet wird, ist halt eben auch, gab es halt in allen möglichen Städten auf der ganzen Welt. Und da ist halt eben Thonet auch immer, also war eben halt Teil dann von diesem Paket. Und somit ist dann irgendwie auch der 14er hat auch quasi einfach diese Präsenz halt damit auch eigentlich quasi so ein bisschen weltweit bekommen und ist ja auch bis 1930 50 Millionen mal produziert worden. Und damit also auf jeden Fall bis dahin natürlich irgendwie das meistverkaufte Möbelstück der Welt gewesen. Ja, also das im Grunde irgendwie ist eigentlich so quasi unser Icon irgendwie für die Marke.

00:18:43: JOHANNA HEIDENREICH Liebe Anna, lieber Percy, es war ein spannendes Gespräch über Design, das Generationen verbindet, Werthaltigkeit und den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Eure beiden Unternehmen sind gelungene Beispiele dafür, dass Ressourcenschonung und Ressourcenbildung auch Erfolgsrezepte sein können. Vielen herzlichen Dank, dass ihr heute bei mir zu Gast wart.

00:19:05: ANNA PRINZHORN Danke dir, Johanna.

00:19:06: PERCY THONET Vielen Dank.

00:19:09: JOHANNA HEIDENREICH Vielen Dank fürs Zuhören. Schön, dass Sie dabei waren. Folgen Sie BDO Austria auf LinkedIn und vernetzen Sie sich mit mir, um keine Podcastfolge zu verpassen. Möchten auch Sie einmal mein Gast werden oder haben Sie ein Wunschthema für eine neue Folge? Dann schreiben Sie mir doch gerne eine Nachricht. Bis zum nächsten Mal. Wir freuen uns auf Sie.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.