#9 Zwischen Milliardeninvestitionen und Mut zur Entscheidung: Nachhaltigkeit am C-Level

Shownotes

In dieser Folge spricht Johanna Heidenreich mit Christiane Brunner, Vorständin von CEOs for Future und Initiatorin des Climate Business Circle, über die entscheidende Rolle von Unternehmen in der klimaneutralen Transformation. Brunner zeigt auf, wie rund 80 Unternehmenslenker:innen gemeinsam daran arbeiten, die Chancen der Energiewende zu nutzen und die Verantwortung aktiv zu gestalten.

Sie liefert praxisnahe Einblicke, was Wirtschaft und Politik voneinander fordern, warum jedes Zögern teuer wird und wieso Nachhaltigkeit weniger mit Moral als mit Wettbewerbsfähigkeit zu tun hat.

Christiane Brunner ist Vorständin von CEOs for Future, einem branchenübergreifenden Zusammenschluss österreichischer Unternehmen, die den sozial-ökologischen Wandel aktiv vorantreiben. Als ehemalige Nationalratsabgeordnete bringt sie politische Erfahrung mit und verbindet die Perspektiven von Wirtschaft, Umweltpolitik und Zivilgesellschaft. Seit dem Paris Agreement 2015 sieht sie Dekarbonisierung nicht als Option, sondern als wirtschaftliche Notwendigkeit und stellt sich nun als Brückenbauerin zwischen Unternehmenspraxis und politischer Realität den großen Herausforderungen unserer Zeit.

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00:00:02: CHRISTIANE BRUNNER Also, wenn Unternehmen langfristig vorne dabei bleiben wollen, auch im internationalen Wettbewerb Bestand haben wollen, dann müssen sie auf diese Themen setzen.

00:00:20: JOHANNA HEIDENREICH Frau Brunner, Ihrer Ansicht nach, wo kann man mehr im Bereich der Nachhaltigkeit bewirken? In der Politik oder in der Wirtschaft?

00:00:21: CHRISTIANE BRUNNER In beiden. Es braucht in jedem Fall sowohl in der Politik, als auch in der Wirtschaft klare Zielsetzungen und mutiges Vorangehen. Aber was in jedem Fall gestärkt werden muss, ist, dass diese beiden Bereiche gut zusammenarbeiten. Da sehe ich Luft nach oben in Österreich und dazu wollen wir als CEOs for Future auch beitragen.

00:00:41: JOHANNA HEIDENREICH Herzlich willkommen zu "Wir leben Nachhaltigkeit", dem BDO-Podcast. Ich darf heute Frau Mag. Christiane Brunner bei uns begrüßen. Sie ist Vorständin des Vereins CEOs for Future und Initiatorin des Climate Business Circle. Von 2008 bis 2017 war sie Abgeordnete zum Nationalrat und zuständig für die Agenden Umwelt, Antiatom - und Energiepolitik sowie Tierschutz. Ich freue mich sehr, dass Sie heute hier sind. Herzlich willkommen.

00:01:09: CHRISTIANE BRUNNER Vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich auch.

00:01:11: JOHANNA HEIDENREICH CEOs for Future ist eine unabhängige Plattform von Top -Managerinnen und Top -Managern und verfolgt das Ziel einer nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Was ist da jetzt konkret darunter zu verstehen? Und gleich eine Nachfrage. Was ist Ihre persönliche Motivation, sich in diesem gemeinnützigen Verein zu engagieren?

00:01:33: CHRISTIANE BRUNNER In unserem Verein sind ca. 80 Unternehmen Mitglied, von sehr kleinen bis sehr großen, aus ganz unterschiedlichen Branchen. Und in dem Climate Business Circle sind mit der ASFINAG, den Wiener Stadtwerken, Holcim, der APG, Coca -Cola, der Strabag und Schneider Electric sieben Unternehmen involviert, die einfach sich noch mehr engagieren wollen, auch an gemeinsamen Themen. arbeiten, wir uns nach außen positionieren, aber eben auch Input in Richtung Politik geben wollen und uns mit anderen Stakeholdern austauschen. Unsere Zielsetzung, Sie haben es angesprochen, ist, wir wollen einen klaren Weg gehen in Richtung Erreichung der Klimaziele und alles, was da mit in Zusammenhang ist, also diese Transformation auch zu gestalten und vor allem nicht so, wie es oft diskutiert wird, ja, was heißt das jetzt alles und wo müssen wir alle einsparen und worauf müssen wir verzichten, sondern wir sehen darin massive Chancen. Gestaltungsmöglichkeit ist ein Privileg. Und das wollen wir verantwortungsvoll nutzen und auch damit umgehen. Das betrifft die Unternehmen für ihr Unternehmen selbst, aber wir als Gruppe wollen auch einen Beitrag dazu leisten, was wir als Unternehmensgruppe eben auch in einem breiteren Umfeld beitragen können. Also auch, wie gesagt, nach außen zu kommunizieren, wo wir diese Chancen sehen, in Richtung Politik auch Unterstützung anzubieten mit know-how aus den Unternehmen, wo auch Interessen unternehmensübergreifend da sind, oder wichtige vielleicht Hürden zu überwinden sind oder auch Chancen drinnen liegen können und auch mit anderen Stakeholdern in einen Austausch zu gehen, mit der Zivilgesellschaft, mit NGOs. Ich kenne ja jetzt beide Seiten ganz gut. Für mich persönlich sind es gar nicht zwei Seiten, sondern unterschiedliche Rollen. Und ich glaube, da kann man auch konstruktive Kräfte, die es überall gibt, zusammenführen, um zu Lösungen zu kommen, weil ich glaube, das brauchen wir am allerdringendsten.

00:03:27: JOHANNA HEIDENREICH Sie haben das schon angeführt, den Climate Business Circle. Das ist ein Kooperationsprojekt der CEOs for Future und der sieben bekannten Unternehmen, die Sie schon angesprochen haben. Das ist so quasi die Stimme aus der Praxis. Gibt es hier Best -Practice -Beispiele, die Sie besonders beeindrucken?

00:03:43: CHRISTIANE BRUNNER Ja, also mich beeindruckt ganz vieles in Unternehmen. Ich bin sehr beeindruckt von der Klarheit mit der Unternehmen an diese Themenstellungen herangehen. Also alle unsere Mitgliedsunternehmen sagen für uns ist das Ziel gesetzt und auch nicht nur für den einzelnen CEO. Ich finde, da steckt auch sehr viel persönliche Motivation und Überzeugung der CEOs dahinter, wovor ich großen Respekt habe. Aber auch, dass das einfach Strategien in den Unternehmen sind und auch bei Unternehmen, die irgendwie im internationalen Kontext eingebunden sind, in internationalen Konzernen, gibt es die ganz klare Botschaft, das ist nicht nur ein Ziel hier bei uns, sondern das ist im Konzern gesetzt und das ist für uns eine Standortfrage, ob wir in Österreich eben die Bedingungen haben und den Rahmen haben, diese Ziele auch umzusetzen und unsere Strategien zu verfolgen. Also die Unternehmen haben ihre Strategien auf Nachhaltigkeit, auf die Erreichung der Klimaziele, auf die Förderung von Kreislaufwirtschaft ausgerichtet. Die Frage ist jetzt, wie kommen wir in die Umsetzung? Die Unternehmen sind auch bereit, große Summen in die Hand zu nehmen und in unterschiedlichste Projekte zu investieren. Aber dafür brauchen sie eben Sicherheit, dass sich Rahmenbedingungen auch nicht von heute auf morgen ändern. Ich habe das schon in meiner Zeit in der Politik erlebt. Da hat man ja immer wieder gehört, naja, wenn wir Klimaschutz machen, dann wird die Voest abwandern und die Wirtschaft wird sterben. Wenn man mit einzelnen Unternehmen geredet hat, das waren immer die motivierendsten Gespräche für mich, weil die Unternehmen gesagt haben, naja, wir wissen es, geben Sie uns die Rahmenbedingungen, dann werden wir es machen. Und ich finde, dieser Optimismus sollte auch transparenter werden, sichtbarer werden. Dazu wollen wir beitragen. Es gibt so viele Lösungen, die Unternehmen können so viel, auch so viele begeisterte und überzeugte Menschen in Unternehmen, also nicht nur in der Klimabewegung gibt es die, sondern auch in den Unternehmen, die da wirklich an Lösungen arbeiten und die ganz konkret umsetzen wollen. Die politischen Rahmenbedingungen machen es ihnen nicht immer leicht. Aber es reicht auch nicht, irgendwie nur über Politik zu schimpfen und zu jammern, was da alles nicht passiert, sondern ich glaube, wir müssen Politik auch dabei unterstützen, diese Entscheidungen zu treffen, was konkret eben auch für Unternehmen notwendig ist und daran arbeiten wir.

00:05:59: JOHANNA HEIDENREICH Mit den erfahrenen Top -Managerinnen und Top -Managern aus Ihrem Verein sind Sie ja quasi direkt an der Quelle und erhalten Informationen aus erster Hand, was den Unternehmen fehlt. Ist es rein die Politik, die hier Einfluss nehmen kann oder was sind die größten Hürden, die Unternehmen hier noch zu nehmen haben und wie kann man sie dabei unterstützen?

00:06:19: CHRISTIANE BRUNNER Also in der konkreten Umsetzung hängt es dann natürlich sehr von dem Unternehmen und von der jeweiligen Branche ab, aber was alle Unternehmen sagen, ist das, was ich schon angesprochen habe, wir brauchen Klarheit. Also ein gesamtgesellschaftliches Commitment, im besten Fall ein parteiübergreifendes Commitment, dass Energiewende umgesetzt wird und dass dieser Rahmen auch stabil da bleibt, weil das Blödeste für Unternehmen ist, wenn man sagt, man trifft eine Investitionsentscheidung. Und dann ist es übermorgen anders. Und wenn wir daran denken, dass wir vor sehr großen Investitionen und Maßnahmen stehen, wie zum Beispiel die Infrastruktur umzubauen, das ist ja nicht ein Projekt, das man heute beginnt und in ein paar Jahren ist es fertig, sondern das muss man sehr langfristig denken, auch wenn man jetzt an Investitionen in den Umbau von Produktionsprozessen in der Industrie denkt, dann sind das Weichenstellungen. Also wenn wir eben 2040 dekarbonisiert sein wollen und diese Zielsetzungen haben die Unternehmen wie angesprochen, dann müssen die Entscheidungen dafür heute getroffen werden. Und da braucht es einfach eine bestimmte Sicherheit und das gilt für alle Unternehmen. Was alle Unternehmen auch sagen, auch wenn sie selber nicht in der Energiebranche arbeiten, damit ich eben an diesem Standort produzieren kann. ausreichend erneuerbare Energie zur Verfügung haben, ist ein Standortfaktor. Das ist für alle Unternehmen wichtig und wenn wir wollen, dass Industrie in Österreich bleibt und Industrie auch Arbeitsplätze sichern kann, dann werden wir erneuerbare Energien und die zugehörige Infrastruktur ausbauen müssen. Ein dritter Punkt, der auch sich bei allen Unternehmen wiederfindet, ist Arbeitskräfte. Also wenn ich das umsetzen möchte, dann brauche ich ausreichend Arbeitskräfte und Arbeitskräfte, die auch die entsprechenden Ausbildungen haben. Und da sehen wir auch eine wichtige Verschränkung zu anderen gesellschaftlichen Bereichen, also zum Bildungssystem. Ich glaube, es muss sichergestellt sein, dass junge Menschen die richtige Ausbildung bekommen, damit sie eben in diesen Zukunftsfeldern auch arbeiten können. Aber es ist auch, finde ich, eine gute Botschaft an Jugendliche heute, die mit vielen Unsicherheiten sich konfrontiert sehen. Es gibt Perspektiven und Unternehmen suchen nach Arbeitskräften, nach gut ausgebildeten Arbeitskräften. Und dieses gesamte Themenfeld der Nachhaltigkeit bietet, glaube ich, auch jungen Menschen viele Chancen.

00:08:45: JOHANNA HEIDENREICH Und wenn Sie diese Impulse der Unternehmen jetzt an die Politik weitergeben, Sie haben es schon gesagt, ich habe es in der Einleitung und in der Vorstellung schon gesagt, Sie waren selbst politisch aktiv. Wie arbeitet Ihre Organisation, Ihr Verein mit der Politik zusammen?

00:09:02: CHRISTIANE BRUNNER Also wir haben bisher vorwiegend auch an unseren eigenen Positionen gearbeitet, die wir dann auch kommuniziert haben, um so auch ein bisschen schon auch in Richtung Politik das Stimmungsbild zu durchbrechen, dass Klimaschutz und Wirtschaft ein Widerspruch ist, sondern im Gegenteil, dass man darauf setzen muss und dass darin wirtschaftliche Chancen liegen und Politik eben einen Teil dazu beitragen muss. Da haben wir eben zu unterschiedlichen Themenbereichen, ob das jetzt Energiewende ist oder der Umbau der Industrie oder der Mobilität, Positionen erarbeitet, bei denen sich alle Unternehmen wiederfinden, mit entsprechenden Rahmenbedingungen, Vorschlägen, Impulsen in Richtung Politik, die nach außen kommuniziert oder auch weitergeleitet. In Zukunft wollen wir uns auch konkreter anschauen, wo können wir weiter konkretere Lösungen einbinden, wenn ich zum Beispiel denke an die aktuelle Thematik der Energiepreise, wie verhält sich das. Auf der einen Seite, sind Energiepreise ein Thema natürlich für alle Unternehmen, auf der anderen Seite müssen wir aber auch Geld in die Hand nehmen und in Energiewende und Infrastruktur investieren. Ich kann mir vorstellen, wenn ich an meine Vergangenheit denke, dass an Politiker:innen da sehr viele unterschiedliche Interessen, Vorschläge herangetragen werden und wir wollen da auch ein bisschen brückenbildend versuchen einzuwirken.

00:10:26: JOHANNA HEIDENREICH Sie organisieren ja auch regelmäßig Veranstaltungen und Dialogformate. Jetzt sind Ihre Mitglieder natürlich Unternehmen, die schon im Bereich der Nachhaltigkeit aktiv sind. Aber was sagen Sie jetzt Unternehmerinnen und Unternehmern, die noch zögern, sich ernsthaft mit Klimastrategien auseinanderzusetzen?

00:10:44: CHRISTIANE BRUNNER Das Zögern Zeitverlust und Geldverlust bedeutet. Ich sage das nicht seit kurzem, sondern ich sage das seit Beschluss des Paris Agreements. Das ist das Privileg meines beruflichen Lebens, dass ich damals dabei sein durfte. Mit dem Paris Agreement haben wir das fossile Zeitalter hinter uns gelassen und gehen in ein dekarbonisiertes Zeitalter. Ich weiß, es gibt jetzt noch den einen oder anderen Ausschlag in die andere Richtung, aber ich glaube, das haben Transformationszeiten auch so an sich. Ich meine, wir hören in Österreich ja immer noch, es ist ein wirtschaftlicher Nachteil und China soll mal anfangen. Wenn man ein bisschen genauer hinschaut, dann sieht man, dass China uns da schon davonzieht. In China sinken die CO2 -Emissionen. China investiert seit Jahren massiv in Energiewende. Und das ist vielmehr eine wirtschaftliche Frage als eine Klima - oder Umweltfrage. Also, wenn Unternehmen langfristig vorne dabei bleiben wollen, auch im internationalen Wettbewerb Bestand haben wollen, dann müssen sie auf diese Themen setzen. Und ich denke, in welchem Themenbereich soll der Standort Europa und der Standort Österreich führend sein, wenn nicht bei Dekarbonisierung, Nachhaltigkeit und allem, was damit zu tun ist.

00:11:52: JOHANNA HEIDENREICH Viele Ihrer Vorschläge und Impulse setzen tiefgreifende Veränderungen voraus, also ob das jetzt Technologien sind, andere Prozesse oder langfristige Planung. Was ist Ihrer Erfahrung nach schwerer zu verändern: Technik, Struktur oder Unternehmenskultur?

00:12:08: CHRISTIANE BRUNNER Ich glaube, als Gesellschaft ist unsere größte Krise in Wahrheit eine Entscheidungskrise, weil für mich war die Einigkeit zwischen dem, was jetzt so die Umweltbewegung möchte und was Unternehmen möchte, noch nie so groß wie heute. Trotzdem brauchen wir in unseren demokratischen Strukturen, zum Glück muss man sagen, leben wir in einer Demokratie, doch sehr lange, bis wir Entscheidungen fällen, damit die Projekte dann auch tatsächlich umgesetzt werden können. Also die wichtigen demokratischen Diskussionsprozesse und Beteiligungsmöglichkeiten zu wahren, gleichzeitig aber Entscheidungen rasch genug zu treffen und Projekte rasch genug umzusetzen, zählt für mich zu den Herausforderungen. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen, dass wir die richtigen Technologien finden werden, dass Unternehmen Lösungen finden werden. Die Frage ist, glaube ich, sind wir rechtzeitig, um einerseits die Folgen der Klimakrise in einem beherrschbaren Rahmen zu halten, andererseits eben auch wirtschaftlich vorne dabei zu bleiben. Das, glaube ich, zählt zu den größten Herausforderungen. Ich glaube, wenn wir als Gesellschaft entscheiden, wir machen das jetzt, dann schaffen wir das.

00:13:22: JOHANNA HEIDENREICH Sie haben vorher gemeint, dass ihre 80 Mitgliedsbetriebe viel Geld in die Hand nehmen, um hier einen Transformationsprozess verwirklichen zu können. In Ihrem Positionspapier auf der Homepage kann man nachlesen, es sind rund 45 Milliarden Euro an Investments für Projekte zur Umsetzung von Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft und Biodiversität für die kommenden zehn Jahre. Das ist eine Menge Geld. Glauben Sie, dass mithilfe dieser Menge oder dieser Summe die Ziele der CEOs for Future erreicht werden können?

00:13:52: CHRISTIANE BRUNNER Es ist eine Menge Geld, das die Unternehmen auch bereit sind zu investieren, weil sie, wie gesagt, die Notwendigkeit sehen, in diese Themenfelder zu investieren und eben auch Bereitschaft haben, die nötigen Projekte umzusetzen. Das ist das, was die Unternehmen bereit sind in die Hand zu nehmen für die Projekte, die in ihrem Umfeld vorgesehen sind und die einen Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Ziel leisten. Für den Gesamtumbau des Wirtschaftssystems, der Industrie, des Energiesystems reicht das natürlich nicht. Aber es ist schon eine ordentliche Summe. Diese Frage, wie viel Geld ist notwendig und was kostet uns das, ist ja auch etwas, was so ein bisschen kontrovers diskutiert wird. Wenn man an Energiewende denkt, dann fragt man sich immer, können wir uns das leisten und was kostet das? Und ich habe oft das Gefühl, man tut so, als ob das jetzige Energiesystem keine Kosten verursachen würde und ob man auch, wenn man sagt, wir stellen nicht um und bleiben in einem doch noch sehr fossilen System, auch da müsste investiert werden in die Infrastruktur. Also wir müssen ja als Gesellschaft sowieso Geld in die Hand nehmen. Und ich frage mich immer, sind das Kosten oder sind es nicht eigentlich Investitionen? Also diese ganze Kostenfrage wird, finde ich, falsch diskutiert und nie mit berücksichtigt, was es kostet, wenn wir nichts. Also wir haben ja von Jahr zu Jahr mehr Folgeschäden, die auch jemand bezahlen muss. Das sieht man halt nicht direkt auf Stromrechnungen zum Beispiel. Es gibt Folgekosten im Gesundheitssystem, weil das Klimathema mittlerweile ein ernsthaftes Gesundheitsproblem auch geworden ist. Infrastrukturschäden, die wir haben oder eben auch die verpassten wirtschaftlichen Chancen. Ich meine, was das bedeutet, wenn Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Das hat ja massive wirtschaftliche Folgen auch. Genauso, wir reden vor dem Hintergrund angespannter budgetärer Lage. Also Klimaziele zu verfehlen, ist jetzt, wie gesagt, nicht nur ein Umweltthema, sondern es ist eine Budgetbombe, weil wir Strafzahlungen in Milliardenhöhe leisten werden müssen, wenn wir das jetzt nicht tun. Und das ist doch gescheiter, das Geld in die Hand zu nehmen und in die Projekte, die eben auch positive Wertschöpfungseffekte haben und Arbeitsplätze sichern, zu investieren. By the way, ich glaube, Österreich bezahlt 8, 9 Milliarden Euro im Jahr für Importe fossiler Energie. Das Umweltbundesamt hat kürzlich berechnet, dass die gleiche Summe pro Jahr notwendig wäre, um die Investitionen zu stemmen. Also was ist jetzt die gescheitere? Wofür gebe ich das Geld besser aus? Also unsere Mitgliedsunternehmen sind bereit, da auch ordentlich Geld in die Hand zu nehmen und einen Beitrag zu leisten. Aber auch da und gerade in Zeiten von budgetären Engpässen sollte man möglichst fokussiert und effizient vorgehen. Und abgesehen davon, wenn man dieses Programm weiter ausrollt, glaube ich, ist es das größte Konjunkturbelebungsprogramm überhaupt, wo ja auch bei vielen Investitionen kleinere regionale Unternehmen sehr mit profitieren.

00:16:56: JOHANNA HEIDENREICH Frau Brunner, ich danke Ihnen vielmals für die spannenden Insights aus der Praxis zum Thema Nachhaltigkeit und Transformationsprozesse. Herzlichen Dank für Ihr Kommen.

00:17:05: CHRISTIANE BRUNNER Vielen Dank für die Einladung und das Gespräch.

00:17:11: JOHANNA HEIDENREICH Vielen Dank fürs Zuhören. Schön, dass Sie dabei waren. Folgen Sie BDO Austria auf LinkedIn und vernetzen Sie sich mit mir, um keine Podcast-Folge zu verpassen. Möchten auch Sie einmal mein Gast werden oder haben Sie ein Wunschthema für eine neue Folge? Dann schreiben Sie mir doch gerne eine Nachricht. Bis zum nächsten Mal. Wir freuen uns auf Sie.

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